Dipl.-Ing. (FH) Danny Behm · Beratender Ingenieur · E-Mail: D.Behm@IngGeo.net · Tel.: (030) 666 685 63

Baugrund und Bauwerk

Die Geotechnik gliedert sich u.a. in die Spezialgebiete Bodenmechanik, Grund- und Erdbau auf. Als klassische Disziplinen des Bauingenieurwesens finden diese Fachbereiche bei jedem neuen Bauwerk Anwendung. Grundlegend für die Planung eines Bauvorhabens sind im Vorfeld Baugrunderkundungen die Erstellung eines Geotechnischen Berichtes, des sog. Baugrund- und Gründungsgutachtens.

Warum ist ein Baugrundgutachten zu erstellen?
Wozu dienen bodenmechanische Versuche und erdstatische Berechnungen?

Durch eine Baugrunduntersuchung und gutachterliche Bewertung werden allgemein u.a. folgende Fragen geklärt:

  • Welche Bodenschichten stehen an?
  • Ist der Baugrund ausreichend tragfähig?
  • Könnten schädliche Bauwerkssetzungen auftreten oder ist ein Grundbruch möglich?
  • In welcher Tiefe steht das Grundwasser an oder ist Schichtenwasser vorhanden? Wie sind die hydrogeologischen Verhältnisse des Standortes zu bewerten?
  • Ist eine konventionelle Flachgründung möglich oder werden Tiefgründungen erforderlich?
  • Welche bodenmechanischen Berechnungskennwerte sind für die Schichten maßgebend?
  • Ist der Boden ausreichend durchlässig / versickerungsfähig?
  • Welche Bauwerksabdichtung ist empfehlenswert?
  • Bautechnische Fragen zur Ausführung der Erd- und Grundbauarbeiten, speziell zur Aufbereitung einer tragfähigen Gründungssohle und evtl. Bodenverbesserungen, zur Baugrubenausbildung, Wasserhaltung, Versickerung etc.

Für jedes Bauvorhaben sind die Boden– und Grundwasserverhältnisse von wichtiger Bedeutung. Mitunter wird der Baugrund nicht ausreichend erkundet oder auf das Bodengutachten sogar verzichtet. Hierbei wird allerdings am falschen Ende gespart! … Warum?

Der Baugrund wird als Baustoff vom Bauherrn bereitgestellt.
Das oft zitierte Baugrundrisiko verbleibt beim Bauherrn!

Mögliche spätere Problemstellungen, die den Baugrund betreffen, lassen die Kosten eines Bauvorhabens schnell in die Höhe steigen. Dies lässt sich vermeiden, wenn rechtzeitig der Baugrundgutachter im Vorfeld eingeschaltet wird und zielgerichtete Untersuchungen durchführt. Ein nicht erwarteter umfangreicher Bodenaustausch führte schon oftmals zu nicht einkalkulierten Mehrkosten.

Die Frage, ob eine Flachgründung des Bauwerks aufgrund gering tragfähiger Baugrundverhältnisse nicht auszuführen ist und die Standsicherheit des Gebäudes nur alternativ mittels teurer Pfahlgründung oder anderer Sondergründungen zu realisieren ist, hätte bereits durch eine geotechnische Voruntersuchung bzw. Baugrunduntersuchung vor dem Kauf des Grundstücks rechtzeitig geklärt werden können.

Auch Verunreinigungen oder Altlasten sind bei aufgefüllten Böden bzw. umgelagerten Bodenmaterial nie ganz auszuschließen. Ein Verdacht darauf lässt sich durch orientierende Bodenuntersuchungen vor dem Grundstückskauf ausräumen oder wird erhärtet; jedoch wird durch die Untersuchungen letztendlich mehr Planungssicherheit hergestellt. Ein weiterführendes Konzept zur Entsorgung von Bodenmaterial, entsprechende Massenermittlungen und Kostenschätzungen – z.B. in Bezug auf kontaminationsbedingte Mehraufwendungen – lassen sich vom Bodengutachter erstellen.

Nicht vorgesehene Wasserhaltungen und nachträgliche Bauwerksabdichtungen sind weitere Fallbeispiele dafür, wenn die Bodenverhältnisse bei der Planung nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt wurden.

Die Grundwasserverhältnisse werden bereits im Zuge der Baugrunduntersuchungen festgestellt. Auch wird die Frage nach der Wahl der Bauwerksabdichtung und der Versickerungsfähigkeit des Bodens mit Erstellung eines Bodengutachtens bereits beantwortet.

Bereits seit Jahrtausenden wurde der Boden durch den Menschen beansprucht (anthropogen). Das Bauen in Wassernähe ist bei gering tragfähigem Baugrund oftmals mit erheblichen Aufwendungen verbunden. Schon die alten Griechen und Römer erkannten diese komplexe Thematik und führten Baugrunderkundungen durch. Sie verbesserten den Baugrund und errichteten Bauwerke auf Gründungskonstruktionen, die teilweise noch heute existieren.

Um es an dieser Stelle nicht nur auf den „einen“ Punkt zu bringen:
Je detaillierter erkundet wird, desto sicherer lassen sich die Baugrundverhältnisse eingrenzen und modellhaft darstellen / idealisieren. Das Baugrundrisiko wird hierdurch für die Bauherren kalkulierbar.